Karl Ludwig, Erzherzog von Österreich, Feldherr. * Florenz, 5. 9. 1771; † Wien, 30. 4. 1847. Dritter Sohn des Großherzogs von Toskana, des späteren K. Leopold II. und der Bourbonin Maria Ludovica, Tochter Kg. Carls III. von Spanien. Er genoß eine strenge, zum Teil verfehlte Erziehung, die aber seine vorzüglichen Anlagen trotz eines körperlichen Leidens (Epilepsie) nicht zu unterdrücken vermochte. Er wurde zum Gouverneur der Niederlande ausersehen und kam deshalb 1791 nach Belgien, wo er bei Herzog Albert von Sachsen-Teschen und dessen Gemahlin, Erzhgn. Maria Christine, die ihn später adoptierten, eine seine weitere Entwicklung aufs günstigste beeinflussende Aufnahme fand. Seine größten Leistungen hat er, nicht immer vom Glück begünstigt, auf militär. Gebiet vollbracht. Erfolgen bei Neerwinden 1793, Amberg und Würzburg 1796, gipfelnd in der Schlacht bei Aspern 1809 mit ihrer mehr moral. als militär. Bedeutung, stehen der unglückliche Feldzug in Venetien 1797 und die Niederlage von Wagram 1809 gegenüber. Fehlte seinen Anlagen auch der geniale Funke, so ist er doch durch seine organisator. Tätigkeit (Präs. des Hofkriegsrates 1801, Dienstreglement, Schulung des Generalquartiermeisterstabes, Errichtung des Kriegsarchivs) zu einer der prägenden Gestalten der altösterr. Armee geworden. K. war der letzte Reichsgeneralfeldmarschall; der Strahlenkranz des ersten Besiegers Napoleons zeigte seinen Widerschein in der Errichtung und in den Inschriften des 1860 von Fernkorn (s. d.) geschaffenen Denkmals auf dem Heldenplatz in Wien. In Fragen der Außen- und Innenpolitik begegnete K. starken Widerständen. Das Mißtrauen seines Bruders begleitete ihn zeitlebens, mit Thugut stand er wegen dessen Politik einer Allianz mit Preußen gegen Frankreich in Gegensatz, Metternich und Kolowrat zählten zu seinen erklärten Widersachern. K.s Denken wurzelte in der rationalist. Aufklärung, in den Jahrzehnten nach dem Wr. Kongreß sind gewisse liberalisierende Züge zu erkennen. Er sah aus dem slaw. Osten Gefahren für die Monarchie aufsteigen und redete daher einem Bündnis mit Frankreich das Wort, 1810 vertrat er Napoleon bei der Trauungszeremonie mit Erzhgn. Maria Luise in der Augustinerkirche in Wien. Im ganzen blieb er seit 1809 im Hintergrund. Ein Versuch, nach dem Tode des K. Franz (s. d.) Anteil an dem Kollegium der Regentschaft zu bekommen, schlug fehl. So mußte er die zweite Hälfte seines Lebens als bloßer Beobachter, militär. Schriftsteller und Förderer der Künste verbringen. Das Erbe nach seinen Adoptiveltern (Albertina) bot den Rückhalt. Auf der Weilburg bei Baden, nahe von Wien, schuf er sich ein Tusculum. Seit 17. 9. 1815 war er mit der protestant. Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg vermählt, die die Christbaumfeier in Wien heim. machte. Von seinen sechs Kindern ist der Feldmarschall Erzh. Albrecht das bedeutendste. Seine Tochter Maria Therese, nachmals vermählt mit Kg. Ferdinand II. von Neapel, stand 1834–36 im Mittelpunkt einer Haupt- und Staatsaktion, als der von ihrem Vater mit einigem Schwanken geförderte, von Metternich aber durchkreuzte Plan auftauchte, sie mit dem französ. Kronprinzen zu verheiraten.