Károlyi Árpád von, Historiker und Archivar. * Pest, 7. 10. 1853; † Budapest, 26. 10. 1940. Nach philosoph. und jurid. Stud. an den Univ. Pest und Wien (Dr.jur.) besuchte K. 1875–77 das Inst. für österr. Geschichtsforschung. 1877 trat er als Konzeptsadjunkt in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, 1880 Priv. Doz. an der Univ. Budapest, 1883 ao. Prof. der ung. Sprache an der Oriental. Akad. in Wien, 1888 wurde er Haus-, Hof- und Staatsarchivar, 1893 nach Ablehnung einer Prof. in Budapest zweiter Vizedir., 1897 erster Vizedir., 1909 Hofrat und Dir. des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1913 mit Titel und Charakter eines Sektionschefs i.R. 1921 Dir. des neueröffneten Inst. für Ung. Geschichtsforschung in Wien. Er war Mitgl., seit 1925 Ehrenmitgl. der Ung., korr. Mitgl. der Wr. Akad. d. Wiss. K. verwaltete im Archiv die ung. und oriental. Abt. und trat als einer der ersten für die Einführung des Provenienzprinzips ein. K. hat als Dir. mit umfassenden Inventarisierungsarbeiten begonnen, die später unter L. Bittner (s. d.) zur Vollendung des Generalkatalogs und des großangelegten Gesamtinventars des Haus-, Hof- und Staatsarchivs führten. Seinen Bemühungen ist es zu danken, daß das Archiv damals den höchsten Stand an Konzeptsbeamten erreichte. Die Forschung wurde durch ihn sehr gefördert, durch ihn wurden die ersten Gemeinschaftsarbeiten der Archivbeamten veranlaßt. Als Historiker wertete K. hauptsächlich die Bestände des Staatsarchivs aus. Er verwendete die am Inst. für österr. Geschichtsforschung erworbene wiss. Methode zu Darstellungen und Quelleneditionen aus der Zeit der Kämpfe der Habsburger zur Erwerbung Ungarns im 16. Jh., der Wiedereroberung Ungarns am Ende des 17. Jh. und der Vorgeschichte und Geschichte der ung. Revolution von 1848, die ihn zu einem der führenden Geschichtsschreiber Ungarns machten.