Kathrein Theodor Frh. von, Politiker. * Salurn (Südtirol), 25. 3. 1842; † Innsbruck, 1. 10. 1916. Aus alteingesessener Oberinntaler Familie stammend, stud. an der Univ. Innsbruck Jus, zeitweise gleichzeitig Redakteur der kath. konservativen „Tiroler Stimmen“, 1859 und 1866 als freiwilliger Landesschütze aktiver Landesverteidiger Tirols, dann Advokaturskonzipient in Wien und Kaltern, 1871 Dr.jur.; 1878 eröffnete er eine Rechtsanwaltskanzlei in Hall in Tirol, seit 1880 Gemeinderat ebenda, seit 1881 Tiroler Landtagsabg., 1884 Reichsratsabg., seit 1885 Mitgl. des Budgetausschusses des Reichsrates, 1890 dessen Obmann, 1893 erster Vizepräs., 1897 Präs. des österr. Abgeordnetenhauses legte er diese Würde aus Protest gegen die Maßnahmen des Min. Präs. Gf. Badeni (s. d.) nieder. Er blieb aber Reichsratsabg. bis 1907, gleichzeitig von 1895–1904 Bürgermeister der Stadt Hall in Tirol bis zu seiner Wahl (1904) zum Landeshptm. von Tirol, welche Stellung er bis zu seinem Tode ununterbrochen innehatte. 1908 Mitgl. des Herrenhauses; durch Jahrzehnte führende Persönlichkeit der kath. konservativen Partei, verstand K. in besonderer Art zwischen den beiden kath. Parteien, den kath. Konservativen und den Christlichsozialen, vor allem als Tiroler Landeshptm. zu vermitteln und Gegensätze auszugleichen. Er brachte dem italien. Landesteil Tirols verständnisvolles und versöhnliches Interesse entgegen. Gem. mit dem liberalen Politiker, Reichsgerichtspräs. Dr. K. Grabmayr v. Angerheim (s. d.), war er der bedeutendste Anwalt des damals überall aufsehenerrengenden Projektes, den italien. Bewohnern des Trentino eine weitgehende Autonomie zu gewähren. Den Tiroler Standschützen seit seiner Jugend verbunden, war er 1904–16 Landesoberschützenmeister von Tirol. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u.a. 1910 Frh., 1912 Geh. Rat.