Kazinczy Ferenc von, Schriftsteller. * Érsemjén, Kom. Bihar (Şimian, Rumänien), 27. 10. 1759; † Bányácska, Kom. Abauj (Széphalom, Ungarn), 23. 8. 1831. Sohn einer adeligen Grundbesitzerfamilie, Onkel des Folgenden. Stud. in Sárospatak und gab bereits zu dieser Zeit ein Buch heraus. Nach Absolv. seiner Stud. Rechtspraktikant, 1783 Komitatsvizenotar. 1786 Inspektor der Elementarschulen des Schuldistriktes Kaschau. K. beschäftigte sich hauptsächlich mit der Formgebung, der den Ansprüchen der Zivilisation und der neuen europ. Literatur angepaßten Bereicherung der ung. Sprache. Im Zeichen dieser Zielsetzung übers. er ausländ. Dichter (Shakespeare, Molière, Goethe, Lessing, Gessner, etc.) und gründete gem. mit zwei befreundeten Schriftstellern 1780 die erste ung. literar. Z. „Magyar Museum“ (Kaschau), ab 1790 von ihm allein redigiert unter dem Titel „Orpheus“. Diese Z. diente jedoch zugleich auch der Vermittlung der Ideen der französ. Aufklärung. Durch seine aufklärer. Haltung kam er zu der Bewegung der ung. Jakobiner, wurde Ende 1794 verhaftet und zum Tode verurteilt. Begnadigt, verbrachte er sechseinhalb Jahre (bis Juli 1801) im Gefängnis. Wegen Einschränkung der polit. Tätigkeit widmete er nunmehr seine geistigen und materiellen Kräfte der Literatur, der Organisation der Spracherneuerung und des literar. Lebens. K., der mit den meisten Schriftstellern seiner Zeit in Briefwechsel stand, erteilte Ratschläge, kritisierte, ermunterte und führte heftige und berühmte Debatten mit den Vertretern der konservativen Richtung. Zu dieser Zeit gewann auch im Zeichen eines weiter entwickelten Geschmackes, eines zeitgemäßen Interesses und des Fortschrittes, seine purist. Tätigkeit ihre endgültige Form. Da jedoch die jüngere Schriftstellergeneration um 1820 Pest zum literar. Zentrum, die Romantik zum literar. Geschmack und zur polit. Handlungsform machte, wurde K. immer mehr isoliert.