Passini Rita (Margaretha), Keramikerin, Malerin und Bildhauerin. Geb. Wien, 4. 4. 1882; gest. Graz (Steiermark), 17. 11. 1976; röm.-kath. Enkelin von →Johann Passini, Tochter des Eisenbahningenieurs und Ministerialbeamten Friedrich Passini und seiner Frau Maria Anna Passini, geb. Zeiller, Nichte von →Ludwig Passini, Schwester des Malers Paul Passini (geb. Wien, 1. 3. 1881; gest. ebd., 31. 8. 1956), Tante des Malers und Graphikers Hans Fronius (geb. Sarajewo/Sarajevo, BIH, 12. 9. 1903; gest. Mödling, Niederösterreich, 21. 3. 1988). – P. verbrachte ihre Kindheit in Sarajewo, wo sie bis 1902 ersten künstlerischen Unterricht in Malerei bei →Ivana Kobilca erhielt, die sie auch porträtierte. Es folgten Studien in Dachau bei Hans Müller, in München bei Max Feldbauer und in Stuttgart bei →Adolf Hölzel. Ab 1904 war P. in Graz wohnhaft, unterbrochen von zwei Jahren Aufenthalt in Spanien (Barcelona, Mallorca, dort keramische Wandgestaltungen) und Italien (Capri, Florenz, Venedig, gemeinsam mit Anny Dollschein). P., die Keramikstudien bei Heiner Hans Körting an der Handwerkerschule in Berlin absolviert hatte, arbeitete als Gestalterin in verschiedenen deutschen Keramikbetrieben. Ab 1931 bis in die 1940er-Jahre erhielt sie Aufträge vom deutschen Luftfahrtsministerium für großformatige keramische Wandgestaltungen in Luftwaffencasinos verschiedener deutscher Städte, wie z. B. Berlin, Hamburg, Hannover, Oldenburg, Kiel, ausgeführt zum Teil in einer von ihr entwickelten Technik (teilweise im 2. Weltkrieg zerstört), nach dem Krieg schuf sie u. a. das Kriegerdenkmal in Autal bei Graz, Wandkeramiken für die Lehranstalt „Bulme“ und das Karmelitinnenkloster in Graz sowie figurale Skulpturen aus Steinguss. Weiters umfasst P.s Werk Ölgemälde, Aquarelle, Graphiken und plastische Arbeiten. Ihre künstlerische Entwicklung ging von ausdrucksstarken, am Wiener Secessionismus orientierten Porträts aus. Zwei Keramikfiguren vom Beginn der 1920er-Jahre zeigen die Weiterführung der geschwungenen Jugendstilformen, während die Künstlerin in einigen keramischen Wandreliefs, die vermutlich in der Mitte der 1920er-Jahre auf Mallorca entstanden sind, die Figuren modernistisch stilisiert hat. In den Auftragsarbeiten für die offiziellen deutschen Stellen hat sie vielfigurige narrative Szenen geschaffen, in denen sie stilistisch häufig auf kunstgeschichtliche Vorbilder zurückgreift. Darin zeigt sich eine Annäherung an die Ästhetik des nationalsozialistischen Regimes, ohne dass sich aus den Werken jedoch ihre politische Einstellung ablesen ließe. Insgesamt ist ihr Werk von großer Vielfalt geprägt, die Symbolistisches, Realistisches und Geometrisch-Abstraktes umfasst. Sie war mit der Malerin Anny Dollschein sowie →Gustinus Ambrosi befreundet und unterhielt 1913–16 einen Briefwechsel mit →Anton Hanak. P. war Mitglied des Steiermärkischen Kunstvereins (ab 1917), der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (ab 1930), der Sezession Graz und des Künstlerbunds Graz. Ihre Arbeiten zeigte sie u. a. 1931 und 1961 in Graz (jeweils Personale), bei den Ausstellungen der Vereinigung/Genossenschaft bildender Künstler Steiermarks (1912, 1917–19, 1924), des Steiermärkischen Kunstvereins, der Internationalen Kunstausstellung in Paris (1925, Bronzemedaille) und bei der Sezession Graz (1954). 1917 erhielt P. den Österreichischen Staatspreis für Graphik, 1919 den Österreichischen Staatspreis für Malerei, 1919 die Silbermedaille der Stadt Graz sowie 1931 den Österreichischen Staatspreis für Keramik. Ihre Werke finden sich u. a. in der Neuen Galerie, dem Universalmuseum Joanneum, dem Graz Museum sowie der Sammlung der Stadt Graz/Kulturamt (alle Graz).