Plener Ernst Frh. von, Politiker. * Eger (Cheb, Böhmen), 18. 10. 1841; † Wien, 29. 4. 1923. Sohn des Folgenden; stud. 1859–62 an der Univ. Wien Jus, 1863 Dr. jur.; war zunächst im diplomat. Dienst in Paris und London, wo er den engl. Parlamentarismus stud. und sich für sozialpolit. Probleme interessierte, 1873 übernahm er das Abg.-Mandat seines Vaters. Liberalkonservativ wie sein Vater, in dessen Schatten er anfangs stand, wurde er im Parlament zum Führer der Verfassungspartei, mit deren Politik er aber häufig nicht übereinstimmte (Frage der Okkupation Bosniens, Cillier Gymn. etc.). Auch in der Frage der Wahlreformen beharrte er auf dem Kuriensystem, da er dieses als Voraussetzung für die bevorzugte Stellung der Dt. im Staate ansah. Er vertrat den Gedanken der dt. Staatssprache, war aber sonst zu einer ausgleichenden Haltung in den Nationalitätenfragen bereit. Dies kam bei den böhm. Ausgleichsverhh. von 1890 zum Ausdruck, nachdem er sich schon vorher für eine nationale Abgrenzung in Böhmen eingesetzt hatte. Diese Einstellung behielt er auch als Finanzminister im Koalitionskabinett Windischgrätz (1893–95) bei, in dem er sich vor allem mit Fragen der Steuerreform zu beschäftigen hatte. Nach seiner Demission zog sich P. von der Politik weitgehend zurück. 1895–1918 fungierte er als Präs. des Gemeinsamen Obersten Rechnungshofes, 1900 wurde er ins Herrenhaus berufen. Dort und in den Delegationen glänzte er oft rhetor., galt als Stütze des sich allmählich überlebenden österr. Liberalismus, genoß aber weithin hohes Ansehen. P. war in der Interparlamentar. Union führend und kam dadurch auch in die Kreise der Haager Friedensbewegung. Als er trotzdem in einer seiner letzten Herrenhausreden gegen die pazifist. Bestrebungen Lammaschs (s. d.) heftig auftrat, bewies er, daß er bis zuletzt die von ihm stets eingenommene Position eines dt.-zentralist. Altösterreichers beibehielt.