Pöttickh von Pettenegg, Eduard Gaston Gf. (1847-1918), Erzbischof, Genealoge und HeraldikerPöttickh von Pettenegg Eduard Gaston Graf, OTeut., Erzbischof, Genealoge und Heraldiker. * Laibach (Ljubljana), 13. 6. 1847; † Friesach (Kärnten), 1. 10. 1918. Entstammte einer 1602 nob. krain. Gutsbesitzer- und Beamtenfamilie. Trat nach dem Besuch des Theresianums in Wien, dem Stud. der Rechtswiss. und der Phil. an der Univ. Rostock (1872 Dr. phil.) sowie nach kurzer Gerichtspraxis 1871 in den Dienst des Dt. Ritterordens. 1871 Ehrenritter, 1877 Profeßritter. Als Leiter der hochmeisterlichen Kanzlei (bis 1897) nahm er großen Einfluß auf die Geschicke des Ordens, dessen Zukunft er dank der persönlichen Wertschätzung durch die Päpste Leo XIII. und Pius X. kirchenpolit. absichern konnte. Obwohl sich P. von Jugend an zum geistlichen Amt hingezogen fühlte, ließ er sich erst 1903 zum Priester weihen. 1904 wurde er von Papst Pius X. zum Tit. Erzbischof von Damiette ernannt, verzichtete aber aus unbekannten Gründen auf die Bischofskonsekration. P. war Gründungsmitgl. der Herald. Ges. Adler und red. ab 1871 die Z. bzw. das Jb. dieser Ges.; 1891 wurde er auch deren Präs. Mit gleichzeitiger Einsetzung zum k. u. k. Kämmerer bekleidete er 1875–1905 die Stelle eines Ahnenprobenexaminators im Obst.-Kämmereramt. In dieser Funktion setzte er sich vergebens für die Schaffung eines eigenen österr. Heroldsamtes ein. P., ein sehr vielseitiger und eifriger Sammler von Antiquitäten und Kunstgegenständen, wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1886 Dr. jur. eccl. h. c., 1892 w. Geh. Rat, 1893 Dr. theol. h. c.
W.: Ueber das „Sancti Christophori am Arlperg Bruederschafts-Buech“ . . ., in: Herald. genealog. Z. 1/2, 1871/72; Ein Bl. aus dem St. Christofs-Bruderschafts-Buche am Arlberg, ebenda, 5, 1875; Das Stammwappen des Hauses Habsburg, ebenda, 12, 1882; Ideen über die Errichtung eines Heroldsamtes in Oesterr., 1882; Zur Geneal. des Hauses Rohan, 1883; Sphragist. Mitth. aus dem Dt.-Ordens-Centralarchive, in: Adler 1–5, 1881–1905; etc. Hrsg.: L. und K. Gf. und Herren von Zinzendorf . . . Ihre Selbstbiographie nebst einer kurzen Geschichte des Hauses Zinzendorf, 1879; Die Urkunden des Dt.-Ordens-Centralarchives zu Wien, 1887.
L.: N. Fr. Pr. vom 13. 11. 1906 und 14. 10. 1918; Gf. P. †, in: Adler 8, 1917–25, S. 181; Österr. Wappenalmanach 1971, 1970, S. 12 f.; Versteigerungskat. des Wr. Dorotheums, 1906, n. 16, 1919, n. 296; Berliner Kunstauktionshaus Gebrüder Heilbron, Kat. 44, 1913; Festschrift zur 25jährigen Gründungsfeier der k. k. Herald. Ges. „Adler“ in Wien 1870–95, 1896, S. 2, 9, 16, 35, 48; M. Tumler, Der Dt. Orden . . ., 1955, S. 28; Festschrift zur 90-Jahrfeier der Herald. genealog. Ges. Adler 1870–1960, 1961, S. 6 f.; B. Demel, Zum Verkauf des Dt. Hauses und der Dt. Ordenskirche zu Frankfurt-Sachsenhausen an die kath. Gemeinde in den Jahren 1880/81, in: Festschrift zu Ehren . . . M. Tumler O. T. (= Quellen und Stud. zur Geschichte des Dt. Ordens 1), 1967, S. 535 ff.; E. Gruber, Dt. Ordensschwestern im 19. und 20. Jh. (= Quellen und Stud. zur Geschichte des Dt. Ordens 14), 1971, S. 111 f.; U. Gasser, Die Priesterkonvente des Dt. Ordens. P. Rigler und ihre Wiedererrichtung 1854–97 (= Quellen und Stud. zur Geschichte des Dt. Ordens 28), 1973, s. Reg. (s. Pettenegg E.).
(W. J. Bandion–B. Demel)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 37, 1980), S. 148f.