Pötzl Eduard, Ps. Kleinpetz, Journalist und Schriftsteller. * Wien, 17. 3. 1851; † Mödling (NÖ), 21. 8. 1914. Sohn eines Advokaten; absolv. das Gymn. in Wr. Neustadt und Wien; war 1869–71 bei der K. Franz Josephsbahn als Eleve angestellt, wandte sich jedoch der journalist. Laufbahn zu und war kurze Zeit verantwortlicher Red. der „Wr.-Neustädter Zeitung“. 1874 trat P. in die Red. des „Neuen Wiener Tagblatts“ ein, der er bis zu seinem Tod – 1874–84 als Gerichtssaalberichterstatter, danach als Feuilletonred. – angehörte. 1905–08 Vizepräs. des Journalisten- und Schriftstellerver. Concordia. P. verfaßte für das N. Wr. Tagbl. Hunderte Feuilletons, durch die er – in konservativer, in seiner Auseinandersetzung mit der Kunst der Wr. Secession sogar reaktionärer Tendenz – die kulturelle Richtung des Bl. entscheidend mitprägte; bes. seine fast drei Jahrzehnte lang regelmäßig erscheinenden Sonntagsfeuilletons waren beim Wr. Bürgertum äußerst beliebt. Seine hauptsächlich auf lokale Themen, jedoch selten auf aktuelle Tagesereignisse bezogenen Feuilletons erschienen auch in zahlreichen, z. Tl. mehrfach aufgelegten Sammelbde., wie „Hoch vom Kahlenberg“, „Der Herr Nigerl“, „Landsleute“, „Mitbürger“ etc. Akzentuierung des Szen.-Dialog., schlagfertiger Wortwitz und Pointiertheit sowie der stilbildende Einsatz der philolog. getreu wiedergegebenen Wr. Mundart (häufig zur schichtenspezif. Charakterisierung des Sprechenden) sind durchgehende Merkmale seiner Erzählkunst, deren Bogen sich von den frühen Gerichtssaalskizzen – scharf beobachteten Kriminalhumoresken unter dem Einfluß von Dickens – bis zu gelegentlich etwas nostalg. Wr. Kulturbildern, von den satir. „Nigerl“-Erz., in denen das selbstzufriedene Wr. Bürgertum entlarvt wird, bis zu feingetönten Naturstimmungen spannt. P. erweist sich als Meister der Kleinform, der in einer bedeutenden, von Pezzl (s. d.) über Gräffer (s. d.) bis Schlögl reichenden Wr. Tradition steht.