Tolnai, Simon; bis 1897 Friedmann Samu, Ps. Faragó Simon (1867–1944), Verleger und Herausgeber

Tolnai Simon, bis 1897 Friedmann Samu, Ps. Faragó Simon, Verleger und Herausgeber. Geb. Großwardein, Ungarn (Oradea, RO), 26. oder 28. 3. 1867 oder 1868; gest. KZ Mauthausen (OÖ), 2. 10. 1944 (ermordet); mos. Aus einer armen jüd. Familie stammend, die in den 1870er-Jahren von Großwardein nach Gyula übersiedelt war. – T. begann schon im Alter von acht Jahren zu arbeiten und versuchte sich u. a. als Laufbursche, Konditor- und Hutmacherlehrling sowie Parkettleger. Als Jugendlicher zog er nach Budapest, wo er durch den An- und Wiederverkauf gebrauchter Ztg. und Z. den finanziellen Aufstieg schaffte. 1898 gründete er seinen eigenen Verlag, ab 1901 gab er das illustrierte Wochenmagazin „Tolnai Világlapja“ heraus (erste Probeexemplare erschienen bereits 1899). Das für ein breites Publikum konzipierte Bl. gehörte bald zu den meistgelesenen Presseerzeugnissen Ungarns. I. d. F. kam es zu einer stetigen Erweiterung des T.’schen Unternehmens. 1910 eröffnete er eine Druckerei in Budapest, die zu den modernst ausgestatteten Betrieben des Landes gehörte. 1912 erfolgte die Gründung der Druck- und Verlagsges. Tolnai Nyomda- és Kiadó Vállalat, die 1920 in die AG Tolnai Világlapja Rt. (später Tolnai Nyomdai Műintézet és Kiadóvállalat Rt.) umgewandelt wurde. Die von T. gedruckten und verlegten Printmedien erreichten weite Teile des ung. Lesepublikums. Theater- und Mode-Z. („Bazár“, „Délibáb“, „Párisi Divat“) gehörten ebenso zum breit gefächerten Verlagsprogramm wie populärwiss. Reihen, die ein hist.-kulturelles Allg.wissen vermittelten („Tolnai világtörténelme“, „A világháború története“, „A műveltség útja“). In der Romanreihe „Tolnai Regénytára“ (1922–30, ab 1925 unter dem Titel „Tolnai regény-sorozat“) erschienen neben Werken aus dem Bereich der Trivialliteratur auch Klassiker der Weltliteratur (u. a. Balzac, Dostojewski, Flaubert, Gogol, Stendhal, E. A. Poe) und zeitgenöss. ung. Autoren wie Dezső Kosztolányi, Gyula Krúdy oder Ferenc Molnár. Einen Höhepunkt des Verlagsprogramms stellte das 20-bändige Lex. „Tolnai világlexikona“ (1926–33) dar. T.s Unternehmen wurde ab 1940 schrittweise unter staatl. Kontrolle gebracht und schließl. 1941 an die Verlagsges. Magyar Népművelők Társasága übergeben. Nach der Besetzung Ungarns durch dt. Truppen im März 1944 versuchte T. unterzutauchen, wurde aber Anfang April in Budapest verhaftet, nach Mauthausen deportiert und dort ermordet. Die von ihm gegr. Druckerei wurde 1950 der Univ.druckerei (Egyetemi Nyomda) eingegliedert. T. war ab 1901 Ausschussmitgl. des Landesverbands der ung. Ztg.verleger (Magyar Újságkiadók Országos Szövetsége).

Weitere W.: A bűvészet könyve, 2 Bde., 1898 (Reprint 1989).
L.: Gyulai Hírlap, 25. 8. 2010; M. Életr. Lex.; M. Irodalmi Lex. II; M. Zsidó Lex.; Szinnyei; ÚMÉL; Universal Jew. Enc.; A magyar társadalom lex., 1930; Nyomdászati lex., 1936; Ki kicsoda? Kortársak lex., 1937; Sz. Szita, Utak a pokolból. Magyar deportáltak az annektált Ausztriában. 1944–45, 1991, S. 254; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 8, 1992; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Magyar nagylex. 17, 2003; Sz. Szita, Ungarn in Mauthausen …, 2006, s. Reg.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 380f.
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