Unterkircher, Peter (1858–1928), Beamter und Politiker

Unterkircher Peter, Beamter und Politiker. Geb. Nikolsdorf (Tirol), 6. 2. 1858; gest. Innsbruck (Tirol), 23. 4. 1928; röm.-kath. Sohn des Gastwirts, Postmeisters und Bauern Johann U. (geb. Nikolsdorf, 13. 7. 1815; gest. ebd., 20. 2. 1892) und dessen Frau Maria U., geb. Wierer (geb. Panzendorf, Tirol, 11. 3. 1819; gest. Nikolsdorf, 29. 5. 1890). – Nach der Realschule in Innsbruck besuchte U. dort 1874–75 die Inf.-Vorbereitungs- sowie 1875–77 die Kadettenschule. 1875 trat er bei den Tiroler Kaiserjägern in die Armee ein und nahm als Lt. an der Niederwerfung des Aufstands in Süddalmatien teil. Nach der Suspendierung vom Militärdienst 1883 war er als Beamter bei der HGK in Innsbruck tätig. Ab 1888 wirkte er als Sekr. des Tirolischen Gewerbegenossenschafts-Verbands, später auch der Meisterkrankenkasse sowie der Baugewerbegenossenschaft und nach seiner Pensionierung als Kammerbeamter 1904 als Sekr. des Tiroler Bauernbunds, den →Joseph Schraffl in jenem Jahr gegr. hatte. Damit setzte sein bes. Engagement für den Bauernstand ein. Der Konflikt innerhalb des kath.-konservativen Lagers in Tirol verschärfte sich mit der Gründung des Christl.-sozialen Ver. (1898), dem U. als Vorstandsmitgl. angehörte, womit seine polit.-ideolog. Linie vorgezeichnet war. Seine eigentl. polit. Laufbahn begann 1907 mit der Wahl in den österr. RR; Wiederwahl 1911. 1918–19 gehörte U. der prov. und 1919–20 der konstituierenden Nationalversmlg. an, 1920–23 saß er als Abg. im Nationalrat. Daneben war U. 1908–18 auch christl.-sozialer Abg. zum Tiroler LT sowie 1918–19 Mitgl. der prov. Landesversmlg. Als Abg. vertrat er mit Nachdruck die Interessen sowohl der Gewerbetreibenden als auch der Bauern und setzte sich bes. für den Ausbau des Tiroler Straßenwesens ein. Nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament fungierte U., der Ehrenmitgl. des Tiroler Bauernbunds und mehrerer Ver. war, als Dir. der Tiroler Bauernsparkasse.

L.: Innsbrucker Nachrichten, 23. 4. 1928; Adlgasser; Freund, 1907, 1911 (jeweils m. B.); Jb. des Tiroler Bauernbundes und des Landeskulturrates für 1925, 1924, S. 70f.; J. E. Tumler, Die Abg. zum Tiroler LT von 1861 bis 1914, phil. Diss. Innsbruck, 1981, S. 391f.; R. Schober, Geschichte des Tiroler LT im 19. und 20. Jh., 1984, S. 578; F. Freund, Die Konstituierende Dt.österr. Nationalversmlg. Ein biograph.-statist. Hdb. 1919–21. I. Legislaturperiode, o. J., S. 219 (m. B.); Pfarre Nikolsdorf, Tirol.
(M. Pizzinini)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 115
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