Župančič, Oton; bis 1908 Zupančič (1878–1949), Schriftsteller und Übersetzer

Župančič Oton, bis 1908 Zupančič, Schriftsteller und Übersetzer. Geb. Weinitz, Krain (Vinica, SLO), 23. 1. 1878; gest. Ljubljana, Jugoslawien (SLO), 11. 6. 1949. Sohn des Krämers Franc Zupančič und der Ana Zupančič, geb. Malič. – Nach dem Gymn.besuch in Rudolfswerth und Laibach stud. Ž. 1896–1900 in Wien Geographie und Geschichte. 1901–02 war er als Einjährig-Freiwilliger in Eggenburg bei Graz stationiert, ehe er ab 1903 als Vertragslehrer am klass. Gymn. in Laibach tätig war. 1905 lebte Ž. ein halbes Jahr in Paris und bis 1910 mit Unterbrechungen wieder in Wien, dazwischen wirkte er u. a. als Hauslehrer und Privatbibliothekar in Württemberg und Bayern. Ab 1910 gehörte er dem Vorstand der Slovenska matica an (1937 Vizepräs.), 1912/13 fungierte er kurzzeitig als Chefdramaturg am Slowen. Landestheater in Laibach. Ab Anfang 1913 arbeitete er dort als städt. Archivar. Während des 1. Weltkriegs leitete er zwischenzeitl. die liberale Tagesztg. „Slovenski narod“ (1914) und die Literatur-Z. „Ljubljanski zvon“ (1917). Ab 1920 war er als Dramaturg am Nationaltheater (Narodno gledališče) in Ljubljana tätig. 1926 übernahm er dessen Geschäftsführung und 1929 schließl. die Leitung beider Häuser (Drama und Oper). Nach dem Überfall Hitlerdtld. auf Jugoslawien 1941 zog sich Ž. aus der Öffentlichkeit zurück und trat dem Widerstand bei. 1945/46 leitete er noch einmal das Nationaltheater, anschließend den Zavod za kulturo slovenskega jezika an der Slovenska akad. znanosti in umetnosti, der sich u. a. mit Fragen der Orthographie und Orthoepie befasste. Als Gymnasiast war Ž. neben →Ivan Cankar, →Dragotin Kette und →Josip Murn Mitgl. der Literatenvereinigung Zadruga. In Wien schloss er sich dem slowen. Realist. Klub an, dem auch Cankar angehörte. Zeigte ihn sein erster Lyrikbd. „Čaša opojnosti“ (1899, 2. Aufl. 1911) noch als Vertreter einer hochartifiziellen Dekadenz, so markiert der Ged.bd. „Čez plan“ (1904, 2. Aufl. 1911) seine Hinwendung zu einer vitalist. Dichtung. Schon zuvor hatte Ž. auch Ged. für Kinder veröff.; die bereits zu Lebzeiten mehrmals aufgelegte Smlg. „Ciciban“ (1915) zählt zu den Klassikern der slowen. Kinderliteratur. Als Theatermacher führte er die lange vernachlässigten Dramen Cankars auf, übers. und bearb. Bühnenklassiker (u. a. Shakespeare, Calderon, Shaw, Rolland, Maeterlinck, Nestroy) und schrieb Essays über das slowen. Theater. Seine kunstvollen Shakespeare-Übers. sind singuläre Monumente der slowen. Bühnensprache. Sein bekanntestes eigenes Drama wurde „Veronika Deseniška“ (1924). Ž. war auch ein produktiver Lyrik-Übers. aus dem Engl., Dt., Russ. sowie Mazedon. An eigener Lyrik schrieb er in der Zwischenkriegszeit nur wenig. Der Zyklus „Med ostrnicami“ (1934) markiert laut Joža Mahnič „eine Art neue Klassik“. In den späten 1930er-Jahren sprechen Ž.ʼ Ged. bereits die existenzielle Bedrohung der slowen. Nation an. Im Krieg schrieb er für den Widerstand; seine Ged. wurden von den Partisanen vervielfältigt und auf Versmlgg. rezitiert. Ž. war Vors. des 1921 von ihm mitbegründeten Französ. Inst. in Ljubljana, ab 1926 Vors. des slowen. Schriftstellerverbands sowie Präs. des slowen. PEN-Zentrums. Nach dem Krieg eine hochgeehrte Figur des öff. Lebens, wurde Ž. zum Mitgl. der neu gegr. Slovenska akad. znanosti in umetnosti und zum Dr. h. c. der Univ. Ljubljana sowie vom slowen. Parlament zum ljudski umetnik (Künstler des Volkes) ernannt.

Weitere W.: Noč na verne duše, 1904; Samogovori, 1908; Sto ugank, 1915; Mlada pota, 1920; V zarje Vidove, 1920; Zimzelen pod snegom, 1945; Zbrano delo, 12 Bde., 1956–92.
L.: SBL; D. Pirjevec, in: Slavistična revija 12, 1959–60, S. 1ff.; J. Vidmar, Obrazi, 1979, S. 214ff.; F. Dobrovoljc, O. Ž. v prevodih, 1980; J. Mahnič, in: Jezik in slovstvo 31, 1985, S. 10ff.; M. Dović, ebd. 63, 2018, S. 113ff.; E. Köstler, in: LOG 41, 2019, S. 16ff.
(E. Köstler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 603f.
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